Obwohl der griechische Geograph und Historiker Strabo im Jahr 18 n. Chr. den Fluss in der Mitte Europas mit dem alt-skandinavischen Wort „Elfr“ (Fluss) bezeichnete, bezweifeln moderne Wissenschaftler, dass der Name Elbe skandinavische Wurzeln hat. Schon allein deshalb, weil sie nicht in die Ostsee mündet und keinen Abfluss nach Skandinavien hat. Heute wird allgemein angenommen, dass der Ursprung des Namens Elbe aus dem indogermanischen Wort „albo“ (weiß oder hell), dem späteren lateinischen „albis“ (Licht) und dem gallischen „albis“ (weißes Wasser) oder dem keltischen „Elb“ (Fluss) stammt.
Geografie und Ökologie
Die Elbe ist ein flacher Flusstyp, der für das mitteleuropäische Tiefland charakteristisch ist. Sie wird von Schnee und Regen gespeist und hat ihren höchsten Wasserstand im Frühjahr und ihren niedrigsten (Niedrigwasser) im Sommer.
Der flache Flusstyp drückt sich auch im charakteristischen Erscheinungsbild des Tals aus, das durch langsames Fließen und häufige, mehrere Kilometer lange sanfte Kurven (Mäander) gut entwickelt ist. Die Elbe ist wie ein natürlicher Meißel, der im Laufe der Jahrtausende seine Rinne leicht vertieft und neue Kurven angelegt hat. Erst am Ende ihrer beschwerlichen Reise durch Felsen, Gebirge (das Erzgebirge in der Sächsischen Schweiz) und kreidezeitliche Sedimente erreicht sie in ihrem Unterlauf die Gesta, eine hügelige Niederung, die aus weichen und biegsamen Sanden und Sedimentgesteinen der letzten Eiszeit besteht.
Aufgrund des flachen Geländes gibt es an der Elbe so gut wie keine großen Wasserkraftwerke. Diejenigen, die es gibt, befinden sich im Oberlauf (Tschechische Republik), wo die Strömung relativ schnell ist und es keine weiten Überschwemmungsgebiete gibt, die beim Bau eines Wasserkraftwerks unweigerlich zum Boden eines Stausees werden würden. In Anbetracht der Forderungen der deutschen Öffentlichkeit sind die Behörden des Landes aus der Kernenergie ausgestiegen, halten es aber auch für unmöglich, ein System von Wasserkraftwerken an der Elbe zu entwickeln, da in einem solchen Fall die wenigen verbliebenen Ökosysteme – die Grasdecke der Überschwemmungsgebiete und die Laubwälder, die durch die verschwindenden Ulmen, Eichen und Weiden repräsentiert werden – gestört würden. Ökologen führen das Beispiel einiger Nebenflüsse der Elbe an, wo das Regime vollständig reguliert und die natürliche Existenz von Vegetation und Bodenbedeckung gestört ist, da die Nebenflüsse tatsächlich zu Kanälen geworden sind.
Ein komplexes System von Kanälen verbindet die Elbe mit der Ostsee und den Flüssen Rhein, Weser, Oder, Rhone und Marne. Viele Kanäle gibt es schon seit dem Mittelalter, wie zum Beispiel den Elbe-Lübeck-Kanal in Deutschland, der die Elbe mit der Trave verbindet und den Zugang zur Ostsee ermöglicht. Der Kanal wurde 1390-1398 erbaut und ist einer der ältesten in Europa mit hölzernen Schleusen, von denen einige bis heute erhalten geblieben sind.
Die Schifffahrt auf der Elbe ist eine der meistbefahrenen der Welt. Hamburg ist einer der größten Seehäfen der Welt (Frachtumschlag von ca. 120 Millionen Tonnen pro Jahr), obwohl die Stadt 110 km vom Meer entfernt ist. Das Mündungsgebiet ist so breit, dass man in Hamburg Ebbe und Flut beobachten kann und Wale hier schwimmen, wenn auch sehr selten.
Die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe überwacht den Zustand der Umwelt im Flusseinzugsgebiet, einschließlich des tschechischen und des deutschen Teils des Flusses, und trifft harte, auch politische Entscheidungen.
Dank der Bemühungen von Ökologen konnten viele Fischarten in der Elbe erhalten werden, aber die Zusammensetzung des Flusswassers ist bereits weit von der natürlichen Beschaffenheit entfernt, was für alle großen europäischen Flüsse typisch ist. In der Tschechischen Republik und in Deutschland läuft ein umfangreiches Programm zur Wiederherstellung des Flusses, das u. a. dazu führt, dass er in vielen Abschnitten bereits zum Baden geeignet ist.
Geschichte
Die alten Römer kannten den Fluss als Albis und wollten ihn überqueren, um die Grenzen des Römischen Reiches weiter nach Osten, weg vom Rhein, zu verschieben. Die Legionen des niedergermanischen Prokurators Publius Quintilius Varus gerieten jedoch im Jahr 9 n. Chr. im Teutoburger Wald (Niedersachsen) in einen Hinterhalt und wurden von den Germanen unter dem Kommando von Arminius und Sigimer vernichtend geschlagen. Bis zu 25 000 Soldaten starben, Var selbst beging Selbstmord, und Kaiser Augustus ließ als Zeichen der Trauer seinen Bart fallen und wiederholte unablässig den später berühmt gewordenen Satz: „Quintilius Var, gib mir meine Legionen zurück“.
Im Mittelalter trennte die Elbe den westlichen Teil Deutschlands von der so genannten Osterelbe (Preußen). Im Mittelalter trennte die Elbe den westlichen Teil Deutschlands von der so genannten Osterelbe (Preußen), wo die feudale Abhängigkeit der Bauernschaft sehr stark war und nur reiche Feudalherren lebten. Im Laufe der Zeit wurden die Besitzer der riesigen Territorien als ostpreußische Junker bekannt. Die Länder nördlich der unteren Elbe wurden damals Nordalbinien genannt. Zu Beginn des IX. Jahrhunderts bildete die Elbe die östliche Grenze des fränkischen Staates von Kaiser Karl dem Großen, und später wurde die Schifffahrt auf der Elbe zum Schlüssel für den Wohlstand der Hanse. Im XIII. bis XVII. Jahrhundert brauchte dieser Zusammenschluss freier deutscher Städte in Nordeuropa dringend Schutz für den Handel und die Kaufleute selbst vor Raubsteuern, die sie den Feudalherren auferlegten, sowie Schutz vor Piraten. Die Elbe wurde zur wichtigsten Handelsroute für die deutschen Kaufleute.
Im Versailler Friedensvertrag von 1919, der den Ersten Weltkrieg 1914-18 offiziell beendete, wurde die Frage der Elbschifffahrt in einem eigenen Artikel geregelt (Nr. 363, 364). Von nun an sollten alle Streitigkeiten von der Internationalen Elbkommission mit Sitz in Dresden beigelegt werden.
1945, noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1939-45, gerieten die deutschen Streitkräfte zwischen die alliierten Armeen im Westen und im Osten. Am 25. April erreichten die vorrückenden Einheiten der siegreichen Armeen die Stadt Torgau an der Elbe. Eine amerikanische Patrouille von US Army Lieutenant William Robertson traf auf einer zerstörten Elbbrücke auf die Soldaten von Leutnant Alexander Silvashko. Gleichzeitig wurde ein Foto gemacht, auf dem sich die Leutnants die Hände schütteln. Das historische Ereignis wurde „Begegnung an der Elbe“ genannt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die beiden deutschen Staaten BRD und DDR an die Stelle des vereinigten Deutschlands traten, wurde Westdeutschland mit einer unangenehmen Tatsache konfrontiert. Die Binnenschifffahrt auf der Elbe verlief von nun an durch das Gebiet der DDR. Um den Grenzabschnitt des Flusses zu umgehen, baute Westdeutschland den Elbe-Seiten-Kanal zwischen dem westdeutschen Abschnitt des Mittellandkanals und dem Unterlauf der Elbe.
Doch nicht nur Politik und Krieg prägten die Ufer des Flusses. Auch der Fluss selbst konnte seinen Charakter zeigen. Im August 2002 kam es am Oberlauf der Elbe zu einem Hochwasser: In Dresden stieg der Wasserstand um 9,4 Meter über den Normalwert. Zehntausende von Menschen wurden evakuiert, etwa 30 Tausend Häuser wurden überflutet, 540 km Eisenbahnstrecken und 180 Brücken wurden vollständig zerstört.
Allgemeine Informationen
- Lage: Mitteleuropa. Er fließt durch die Tschechische Republik (358,3 km) und Deutschland (795,7 km).
- Art der Speisung: Schneeschmelzwasser.
- Quelle: Riesengebirge (Krkonoše).
- Mündung: in der Nähe der Stadt Cuxhaven in die Nordsee.
- Wichtigste Nebenflüsse in der Tschechischen Republik: Jizera, Ohře, Vltava, Orlice.
- Wichtigste Nebenflüsse in Deutschland: Schwarze-Elster, Salle, Hafel, Elde, Mülde.
- Die größten Häfen: Hamburg, Magdeburg.
- Größte Städte: Hamburg, Magdeburg, Dresden, Lüneburg, Wittenberg, Dessau, Riese, Meißen, Decin, Usti nad Labem, Pardubice, Hradec Králové.
- Länge: 1.154 Kilometer.
- Länge der schiffbaren Strecke: 940 km.
- Fläche des Einzugsgebiets: 148.268 km2.
- Durchschnittlicher Wasserabfluss: 308 m3/s an der tschechisch-deutschen Grenze, 711 m3/s im Unterlauf.
- Breite: 100-150 m bei Dresden, 300-500 m bei Hamburg.
- Tiefe bei Hochwasser: 16,3 m.
- Höhenunterschied von der Quelle bis zur Mündung: 1386 m.
- Einwohnerzahl des Beckens: 24,5 Millionen.
Wirtschaft
- Industrie: Stromerzeugung (Wasserkraftwerke im Oberlauf).
- Fischerei.
- Dienstleistungen: Tourismus, Verkehr (Flussschifffahrt).
Klima und Wetter
- Gemäßigt feucht.
- Durchschnittstemperatur im Januar: etwa 0ºС.
- Durchschnittliche Temperatur im Juli: +16,5ºС.
- Durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge: 400-1700 mm.
Attraktionen
- Tschechischer Volkspark Riesengebirge (Quelle der Elbe)
- Hradec Králové: Rathaus (1614), Heilig-Geist-Kathedrale (XIV-XV Jh.), Weißer Turm (1717).
- Nymburk: Brücke über die Elbe
- Gotische Festung im Tal der Flüsse Laba und Orgže (Litoměřice, Tschechische Republik)
- Dresdner Elbtal: Abschnitt des Elbtals in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden, der in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen und dann wieder gestrichen wurde.
- Meißen
- Magdeburg
- Hamburg: Michaeliskirche (1751-1762), Trostbrücke (1266), Rathaus (1897), Alter Elbtunnel, Außenalster, Hamburger Hafen, Naturseehafen an der Elbmündung.
Lustige Fakten
- Auf der Insel Neuwerk in der Hamburger Elbmündung steht ein Leuchtturm aus dem Jahr 1299, der als das älteste erhaltene zivile Bauwerk Hamburgs gilt.
- In den 1970er Jahren behaupteten Vertreter der UdSSR, dass die Asche des deutschen Führers Adolf Hitler aus einer geheimen Grabstätte in die Elbe gestreut worden sei.
- Zur Bekämpfung des Flusseises wurde in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts in Hamburg ein einzigartiger Schiffstyp gebaut – Flusseisbrecher. Sie waren alle dampfgetrieben, die größten erreichten eine Länge von 30 Metern, die Gesamtzahl der Flottille betrug etwa zehn Einheiten, und sie konnten 120 km stromaufwärts fahren. Die Flottille war so erfolgreich, dass sie das Eisregime an der Elbmündung veränderte.
- Die farbenfrohen Fähren auf der Elbe sind nicht nur ein gängiges Verkehrsmittel, sondern auch eine Touristenattraktion. Die meisten Fähren gehören zu einem äußerst seltenen Typ, der die Kraft der Strömung nutzt: Ein Seil ist an einem Ende in der Flussmitte und am anderen Ende an der Fähre befestigt, und indem der Fährmann die Fähre in einem bestimmten Winkel zur Strömung steuert, bringt er das Schiff auf die andere Seite. Die Dresdner Verkehrsbetriebe verfügen über fünf gelb-weiße Fähren; die älteste wurde 1929 in Betrieb genommen.
- Bei Hochwasser ist die Elbe an ihrer Mündung 16,3 Meter tief. Das größte Schiff, das jemals nach Hamburg fuhr, war die Paradise N, ein Frachtschiff von 332 m Länge, 58 m Breite und einer Verdrängung von 322.398 Tonnen.
- Hamburg hat die größte Hafenspeicherstadt der Welt, die im späten 19. Jahrhundert auf Holzpfählen errichtet wurde, die in die Untiefe der Elbe gerammt wurden. Die Straßen hier dienen als Flusskanäle.